Englisches Theater in der 7. Klasse

Möglichkeiten des Schauspiels im Fremdsprachenunterricht Selbstständige Erarbeitung des Theaterstückes „Fun with Robin Hood“

Möglichkeiten des Schauspiels im Fremdsprachenunterricht Selbstständige Erarbeitung des Theaterstückes „Fun with Robin Hood“

mit einer 7. Klasse an der Rudolf Steiner Schule Siegen (Auswertung der Vollepoche II 2007/08, 18.2.08 – 14.3.08)

Am Mittwoch, 12. 3. 08 und am Donnerstag, 13. 3. 08 führte die 7. Klasse mit großer Spielfreude und sehr engagiert ein englischsprachiges Theaterstück auf, das die Zuschauer sehr begeisterte. Wegen gleichzeitig stattfindender Proben der achten Klasse für ihr Klassenspiel „Turandot“ konnte die 7. Klasse erst zur Generalprobe auf der Bühne arbeiten. Dennoch waren beide Aufführungen des Robin-Hood-Spiels sehr gelungen.

Das Stück wurde als zentrales fächerübergreifendes Projekt im Rahmen einer vierwöchigen Vollepoche einstudiert. Der Englischlehrerin standen täglich zwei nicht aufeinander folgende 45-minütige Unterrichtseinheiten für die Arbeit mit zwei unterschiedlichen Besetzungen zur Verfügung. Darüber hinaus erarbeitete eine Kollegin mit den Schülern die Lieder, die im Stück gesungen werden sollten, der Eurythmiekollege studierte einen Tanz mit den Schülern ein, zwei Musikkollegen arbeiteten orchestral mit zwei Quartetten, die jeweils in der Besetzung, in der sie nicht ihre Rollen spielten, die musikalische Begleitung des Stückes übernahmen. Die Handarbeitskollegin ließ die Schüler ihre Kostüme entwerfen und suchte anschließend mit den Schülern die passenden Kleidungsstücke aus dem Fundus und leitete die Schüler an, weitgehend selbständig ihre Kostüme umzuändern oder auch zu nähen. Einige Kulissen konnten von früheren Klassenspielen übernommen werden, die fehlenden Stücke stellten die Schüler selbständig her. Wenn sie Hilfe brauchten, wandten sie sich an den Werklehrer.

Plakate wurden von den Schülern gemalt. In englischer Sprache verfasste Charakterisierungen einzelner Figuren wurden von den Schülern für das Programmheft geschrieben, letzteres wurde vom Religionskollegen gestaltet. Seine Unterstützung erfolgte freiwillig und wurde dankbar von den Schülern aufgenommen. Das Projekt war also ein von vielen Kollegen gemeinsam getragenes Unternehmen.

Vor der Probenzeit

  • Das Stück wurde zunächst inhaltlich und sprachlich erarbeitet.
  • Nach der Rollenverteilung und vor dem Auswendiglernen der Texte wurden einzelne Schüler aus dem Hauptunterricht geholt und mit ihnen die Aussprache ihrer Rollentexte geübt, damit sich die Schüler keine falsche Aussprache angewöhnten.
  • Jeder Schüler hatte eine oder mehrere zum Teil sprachlich umfangreiche Rollen selbst gewählt. Es wurde nicht chorisch gesprochen.
  • Alle Schüler wollten das Stück aufführen, waren sich also im Hinblick auf das Ziel einig.

Das Stück „Fun with Robin Hood“ sprach die Schüler an, weil

  • das Thema „Gerechtigkeit“ und „Kampf gegen Ungerechtigkeit“ dem Gerechtigkeitswunsch der Schüler entsprach
  • das Stück in einer Weise humorvoll war, die dem Spaßverständnis der Schüler, entsprach. Einen anderen mit Hilfe eines Tricks hereinzulegen, entspricht der Vorstellung, die die Schüler von lustigen Situationen, von Spaß und Witz haben
  • sich beim Proben täglich viele Gelegenheiten zu einem herzhaften Lachen ergaben
  • der Schwierigkeitsgrad der Texte den Fähigkeiten der Schüler entsprach
  • die Beherrschung der Texte den Schülern ein Gefühl der Stärke, der Souveränität, der Autonomie gab und das Erlebnis, etwas zu können und sich im eigenen Können stetig zu verbessern, eine große Befriedigung vermittelte
  • die Sinne und die Tätigkeit der Schüler vielseitig angesprochen bzw. gefordert wurden: Sprache, Gesang, Orchesterarbeit, Kostümgestaltung in der Handarbeit, Gestaltung der Kulissen und der Plakate
  • die Schüler beim Proben einen Freiraum erhielten, eigenverantwortlich zu üben, zu lernen (Unterteilung der Gruppe in Untergruppen, die selbständig Szenen einübten)
  • in der Regel pädagogische und weniger dramaturgische Gesichtspunkte im Vordergrund standen und die Schüler einen großen Freiraum zur Gestaltung der Szenen und des Bühnenbildes hatten, also auch weitgehend selbst Regie führten
  • die Schüler selbst eine große Verantwortung für das Gelingen des gemeinsamen Vorhabens trugen
  • sich im gemeinsamen Tun als Gemeinschaft erlebten, sich beim Lernen der Texte, beim Üben der Aussprache, beim Nähen der Kostüme gegenseitig unterstützten
  • auch Schüler mit sprachlichen Defiziten bzw. großen Lernschwierigkeiten ein ihren Fähigkeiten entsprechendes Betätigungsfeld fanden und auf diese Weise für das Gelingen des Gemeinschaftsprojekts wichtig waren (jeder erlebte, dass er wichtig ist und gebraucht wird)
  • jeder eine Art Selbstbestätigung erfuhr.

Das Theaterprojekt war ein Gewinn für den Spracherwerb, weil

  • sich durch das wiederholte Spielen derselben Szenen (z.T. 50-70 mal) eine Geschmeidigkeit der Sprachwerkzeuge ergab, die durch die üblichen Phasen des Übens im Unterricht aus Zeitgründen nicht erzielt werden kann
  • dadurch auch für Deutsche schwer auszusprechende englische Wörter den Schülern nach einiger Zeit leicht über die Lippen gingen
  • die Schüler ihren Wortschatz und ihre Kenntnis englischer Strukturen und Redewendungen im täglichen intensiven Tun ständig vergrößerten
  • während der Probenzeit der einzelne Schüler wiederholt Mitschüler vertreten
  • musste und dadurch eine Vielzahl von Rollen zu sprechen lernte (manche Schüler können noch nach Wochen fast das ganze immerhin einstündige Stück auswendig)
  • die Schüler etwas von dem englischen Sprachgeist erfahren und in ihn eintauchen konnten.

Die Ergebnisse dieses Projekts:

  • Die Schüler sind auch noch nach Wochen erfüllt von den Erfahrungen des gemeinsamen Theaterprojekts (mehrere Schüler haben mich dringend gebeten, das nächste englische Stück mit ihnen einzustudieren: Jessica 1.:
    ,,Ich will immer nur engliche Rollen sprechen! Ach bitte, können wir nicht das nächste Stück spielen?“.
  • Die Schüler haben die Texte immer noch im Kopf (Ohrwurm)
  • Im Unterricht greifen sie selbstverständlich auf die gelernten sprachlichen Strukturen, Sätze und Vokabeln zurück.
  • Hausaufgaben werden mit größerer Selbstverständlichkeit erledigt, auch wenn sie freiwillig sind.
  • Das Verhältnis zwischen Schülern und Lehrerin ist durch die gemeinsamen Proben, durch die freiwilligen Zusatztermine, und vor allem durch das gemeinsame Lachen und Leiden gefestigt worden, so dass jetzt ein echtes Vertrauensverhältnis besteht.
  • Die englische Sprache wird von den Schülern als „lernbar“ betrachtet.

Fazit

In dieser Arbeit wurde selbständiges und auch selbstverantwortliches Lernen der Schüler in großem Maße möglich, da sie selbst über einzelne Schritte und Ziele entschieden und eine Stärkung ihres Ichs in einem sonst nicht gekannten Ausmaß erfuhren.

Eine derart intensive Arbeit kann der einzelne Lehrer jedoch nicht in mehreren Klassen gleichzeitig bewältigen.

Fragen

Welche anderen Formen von Projektarbeit sind in der Mittelstufe möglich? Können sich diese Formen auch auf Grammatik oder ähnlich schwierige Bereiche beziehen?

llona Fanter

Auswertung der Vollepoche II Fanter

Bild von Mauricio Keller Keller auf Pixabay

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